Alex Kind ist Geschäftsführer von STAR FM MAXIMUM ROCK.
Marcel Tuljus: Welche Rolle wird künftig KI in der Ausbildung von VolontärInnen spielen?
Alex Kind: Zu einer fundierten Ausbildung für Volontäre zählt für mich schon immer das Erlernen der Recherche. Egal, in welchem Audio-Bereich sich der Volontär später tummelt, zum Handwerkszeug gehört die Fähigkeit einer nachhaltigen Recherche. Was sich seit Jahrzehnten dabei immer wieder ändert, sind die technischen Möglichkeiten – was früher das Telefonbuch war und die Bibliothek und das Zeitungsarchiv ist nun Google und künftig KI-basierte Technologien. Diese müssen in ihrer Komplexität unbedingt erlernt und richtig angewandt werden – deshalb wird KI eine große Rolle bei der Ausbildung spielen und auch die Art der Ausbildung verändern – es werden neue Berufszweige in der „Audio-Industrie“ entstehen, die Grundlagen muss das Volontariat legen.
Kann der Hype um KI helfen, eventuell Radio als Arbeitgeber wieder attraktiver zu machen? Könnte KI-Technologie auch in Stellenausschreibungen erwähnt werden?
Ich möchte behaupten, dass der „KI-Hype“ vor allem ein Hype in der „Medien-Bubble“ ist. Ich kann bisher nicht erkennen, dass es ein Hype bei den Über-20-Jährigen ist. Weiterhin muss ein Audio-Unternehmen wie z.B. Radiosender sich umfangreich bei der jungen Generation präsentieren: als ein Ort, wo Kreativität sich austoben kann. Die junge Generation muss anschaulich demonstriert bekommen, dass alle Menschen, die sich gerne im Entertainment-Bereich oder Service-Bereich oder Informationsbereich austoben wollen, beim „Radio“ herzlich willkommen sind und sich ausprobieren können. Das ist nur in der Realität nicht überall der Fall. Deshalb kann ich bei TIK TOK oder YOUTUBE einen eigenen „Sender“ gründen und dort genau den Content herstellen, den ich herstellen möchte. Wenn diese Vielfalt auch im „Audio-Volontariat“ ermöglicht wird, dann kommt der Nachwuchs. Und dann sollte er auch merken, dass die „alten Unternehmen“ die modernsten Arbeitsmittel- und Methoden (wie z.B. KI) anbieten.
Woran hapert es, das KI zwar wahrgenommen, aber noch nicht sonderlich in die Ausbildung einbezogen wird?
Es gibt noch keine Ausbilder 😊 KI ist in der Entwicklungsphase! Alle AUDIO KI-Cases beanspruchen mehr „Manpower“ als klassische Audio-Produktionen. Erst wenn die KI-Einheiten verlässlich agieren und Workflows erprobt sind, kann das Thema stärker in der Ausbildung vermittelt werden.
Eine Umfrage des TÜV-Verbands hat ergeben, dass die mehr Hälfte der Befragten „Sorge hat, beruflich abgehängt zu werden, wenn sie die Technologie nicht beherrschen“. Wie sollte man das Thema KI in Sachen Weiterbildung von gestandenen MitarbeiterInnen behandeln?
Wichtig ist, zu vermitteln, dass (derzeit) stupide Aufgaben durch KI-Einsatz schneller erledigt werden können und so dem Menschen helfen. Es werden Jobs (wie simple Programmiertätigkeiten etc.) wegfallen – Neue werden entstehen. KI braucht immer den Menschen. Es geht nicht um KI statt Mensch, sondern um KI und Mensch.
Was empfiehlst du in Sachen Ausbildung & Weiterbildung zu dem Thema für die Zukunft?
Ich plane den Aufbau einer „Grundlagenschulung“ mit den wichtigsten Begriffen, Anwendungsbeispielen und Learnings für jeden Mitarbeiter und dann auch für Volontäre.
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Wie Benjamin Hartwich, Head of Digital, Data & Podcast bei Life Radio, zu dem Thema "KI in der Medienausbildung" steht, könnt Ihr hier lesen.